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Tag 9 – Brief an Chammila

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Werter Chammila,

anbei sind die Bilder, die ich dir versprochen hatte und dir schicken sollte. Von unserem gemeinsamen Trip und unserer Begegnung auf Koh Pha Ngan am 16.03.2012.

Erinnerst du dich noch? Wir trafen uns unter lustigen Umständen. Ich war auf einem Motorrad im Dschungel der Insel unterwegs, auf der Suche nach diesem bescheurten Wasserfall und dem einsamen Strand. Ich machte gerade eine Pause und versuchte auf meinem Smartphone zu erkennen wo ich bin. Da kamst du angeholpert mit deinem Roller, ohne Profilierung auf deinen Reifen. Der Hintere war sogar fast ohne Luft. Lachend und hupend fuhrst du durch den Matsch, mit deiner japanischen Freunden auf dem Sozius. Ihr seid an mir vorbeigerauscht und habt so lustig gewunken, nachdem ihr mich mit dem schlammigen Wasser aus der Pfütze neben mir vollgespritzt habt. Das war unsere erste Begegnung.

vlcsnap-2015-02-04-11h59m29s180vlcsnap-2015-02-04-12h00m30s125Unsere zweite Begegnung hatten wir dann an der klapprigen, windschiefen Bretterhütte der alten Frau, in exponierter Lage oberhalb des Wasserfalls, die dort mit ihrem Hund und dem angeleinten Affen lebte. Sie verkaufte Touristen Benzin aus Glasflaschen und grinste uns zahnlos an. Ihr wart so enttäuscht wie ich, als die Dame uns den ersten Wasserfall zeigte, der kaum mehr als ein Rinnsal war. Erst nachdem ihr ein kleines Souvenir von ihr erworben habt, erklärte sie euch den Weg zum großen Wasserfall. Ich stand daneben und hörte nur zu, wollte ich doch keines von den kleinen Holzschiffchen kaufen.

Gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg. Steil ging es durch kniehohes Gras bergab. Ich machte mir Gedanken über Schlangen und anderes Zeug. Nichts hasse ich mehr, erzählte ich euch. Das Gras ging in rutschigen Felsen über, Wasser lief uns über die Füße. Wir meisterten ohne Probleme die erste Stufe und ihr standet am Rand zur Nächsten. Ich kam zu euch mit meinem lächerlich großen Stativ auf dem Rücken, blickte hinunter und musste schlucken. Steil und rutschig beschreiben den Wasserfall nicht ausführlich genug. Ein anderen Weg hinunter zum Strand konnten wir kaum erkennen, lagen doch rechts und links des Wegs etagenhohe Gesteinsbrocken. Du lachtest nur als du meinen Gesichtsausdruck sahst und meintest, dass du auf Sri Lanka geübt im Klettern bist und zogst deine FlipFlops aus. Ich tat es dir gleich und wir machten uns zu Dritt an den Abstieg. Als du sahst, dass ich mehr rutschte als kletterte, kamst du mit zwei geübten Sprüngen zu mir und wolltest mein Stativ und meine Fototasche nehmen um mir den Abstieg zu erleichtern. Ich gab dir mein Stativ, denn ich vertraute dir noch nicht genug um dir meine Fototasche anzuvertrauen. Letztendlich meisterten wir den Abstieg und wurden mit einem einsamen, aber felsigen Strand belohnt. vlcsnap-2015-02-04-12h00m07s121Der Höhepunkt war dann unsere kleine Fotosession und der Moment als du schnurstracks auf eine Palme geklettert bist und wir eine frische Kokosnuss getrunken haben. Wir hatten auch ein paar Verständigungsprobleme. So fragte ich dich, ob ich eure Sonnencreme benutzen könnte worauf du mich fragtest, ob ich euch auf diesem großen Stein, wo Benny damals seinen Geburtstag gefeiert hat, fotografieren könnte. Klar, meinte ich und holte mir einen ordentlichen Sonnenbrand.

 

Wir genossen die Zeit in vollen Zügen und machten uns dann auf den Rückweg. Ironischerweise entdeckten wir unten, vom Strand aus, den einfachen schmalen Trampelpfad, den uns das Mütterchen natürlich verschwiegen hatte. Wir lachten uns halb kaputt darüber, genau so lange, als du im hohen Gras abrupt stehen geblieben bist und meintest:

„Snake!“

Kurz darauf hast du dich grinsend umgedreht, nur um in die verschreckten Gesichter von deiner Freundin und mir zu sehen. Der Aufstieg war im Gegensatz zum Abstieg ein Witz, in gut 20min waren wir wieder oben.

Erinnerst du dich noch, wie wir danach beschlossen den Rest des Tages damit zu verbringen, die Insel weiter zu erkunden und in den Norden zu fahren? Gemeinsam haben wir dann auch zu Mittag gegessen und beobachteten ein deutsches Päarchen beim thailändischen Kochkurs. Hier klärte sich auch unser Verständigungsproblem auf, als ich  schmerzhaft meine Stativtasche von der Schulter nahm und du nur meintest, dass ich einen bösen Sonnenbrand hätte. Darauf erwiderte ich nur, dass ich doch nach eurer Sonnencreme gefragt hätte. Deine Freundin klappste dir darauf auf den Hinterkopf und ich musste grinsen.

vlcsnap-2015-02-04-12h03m49s200Danach fuhren wir auf dem Rückweg gemeinsam in den Sonnenuntergang, du auf deinem Roller, ich auf der leichten Geländemaschine. An der letzten Kreuzung verabschiedeten wir uns, du gabst mir deine Karte mit deiner Email und Telefonnummer. Wir verabredeten uns für den kommenden Abend zur Party, obwohl wir möglicherweise ahnten, dass wir uns nicht wiedersehen werden. Doch es sollte anders kommen…

 

 


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